Samstag, 12. Dezember 2009

ich entreisse china den titel "land des laechelns"...



... und verleihe ihn hiermit kambodscha. seit ich hier bin produziert mein koerper auf hochtouren endorphine und ich verbrenne durch radfahren und laecheln mehr kalorieren, als in vietnam und laos zusammen. seit meiner ankunft habe ich mich hier wohlgefuehlt und war vor allem von der unglaublichen freundlichkeit begeistert. als tourist bist du natuerlich in einem land, dass im spiegel-ranking auf platz 130 bei 175 herangezogenen staaten aufscheint, ein gern gesehener gast. und wenn leute mit mehr dollar in dem geldboersl reisen, als ein einwohner im jahr dort verdient, ist die freundlichkeit und/oder konsequenz der verkaeufer oft entscheidend, ob sie einen teil davon abbekommen. ein anderer weg ist die prostitution (wobei extrem viele kinder davon betroffen sind), die hier zum ganz alltaeglichen bild am abend gehoert.









meine dreitaegige tempel rally habe ich vor gerade 2 stunden abgeschlossen. dabei habe ich unzaehlige stunden auf dem rad verbracht, nebenbei rennen mit alten maennern, jungen buben und tuc tucs gefahren, rekorde im laengsten freihaendig fahren in angkor aufgestellt und mir gusto auf das mountainbiken zuhause geholt. ich habe mit den tempelkindern (maedls und buben, die in den tempel fuer einen hungerlohn souveniers an touristen verkaufen) gegaberlt und abschiessen gespielt, war und bin von derem schicksal betroffen und dadurch sind wieder millionen gedanken zum thema tourismus und armut hochgekommen. eine problematik, die mir total am herzen liegt, die ich aber irgendwo wissenschaftlich aufgearbeitet noch nachlesen muss, da mein gedankenmodell wie ein jenga-turm wackelt und ich dann wieder am anfang stehe.





natuerlich ist das nicht das einzige, was mir hier durch den kopf geht. schon wie ich in phnom penh am 7. dezember angekommen bin, war mir klar, dass die erfahrungen eines menschens ueberhaupt nicht den eines anderen entsprechen muessen, auch wenn man sich recht aehnlich ist. jr hat mir damals in laos von kambodscha zwar nicht abgeraten, es aber als flachen schwamm mit vielen mosquitos ins abseits gestellt. und dann mache ich meine erlebnisse und sehe es ganz anders... wieder mal ein beweis, dass es besser sein kann, einen fehler zu riskieren, dann aber aus ihm zu lernen als blind auf die meinung eines anderen zu vertrauen und dann unglaubliches zu verpassen.
alles, was ich brauch', hab ich hier bei mir,
ich wuensch' mir nur, dass ich die unbefangenheit niemals verlier'
und wenn ich fehler mach', mach' ich sie gern,
weil ich draus lern' .
Tagtraum, Tellerrand 








die hauptstadt kambodschas (wie heisst das adjektiv: kambodschanisch?) liegt am tonle sap und biete wie jede suedostasiatische stadt jede menge traditionelle bauwerke wie tempeln, einen riesigen palast und denkmaeler. mein appetit darauf ist sicher fuer die naechsten jahrzehnte gesaettigt, dafuer war ein besuch auf den killing fields und dem tuol-sleng-genozid-museum (eher als s-21 bekannt) wie ein schlag in die magengrube, ein zeugnis unglaublichen wahnsinns und terrors, um pol pots vision einer egalitaeren kommunisitschen gesellschaft umzusetzen (buchtipp: first they killed my father). um die zwei millionen khmer kamen unter seiner herrschaft zu tode, vor allem intellektuelle und regimekritiker. unter diesen schnitt in der gesellschaft, der vor gerade mal 30 jahren durch die untaetigkeit der weltoeffentlichkeit stattfand ("terrorstaaten", die in besitz von oel sind, werden unter falschen vorwaenden von der weltpolizei usa angegriffen und solchem wahnsinn stehen sie untaetig gegenueber), leidet diese land klarerweise noch immer.
man muss nicht auf einen anderen kontinent, um mahnmale solchens wahnsinns zu sehen, nicht einmal 200 kilometer von wien ist mauthausen, eine vergleichbar grausame einrichtung aus dem anderen ideologischen extrem. mir hat damals schon der kz-besuch einen schauer ueber den ruecken laufen lassen, wut, unverstaendnis und unglaubliche trauer hervorgerufen, es war dieses mal nicht anders.







nach zwei tagen in phnom penh bin ich dann nach siem reap uebersiedelt, bei der busfahrt habe ich mir mit meinem spielkameraden, ein 2-jaehriger khmer junge und seinem spielzeugauto die zeit vertrieben und habe bei theresia ein wunderschoenes plaetzchen gefunden. sie ist eine physiotherapeutin aus speising, die ich beim praktikum kennen gelernt habe und derzeit im angkor hospital for children fuer einige monate arbeitet. wenn ich die wohnung nicht gerade unter wasser setze, ist sie ein zentraler und gemuetlicher platz mit einer mehr als wunderbaren gastgeberin. ich waere ja mit ihrer person schon mehr als gluecklich, zusaetzlich habe ich ueber sie eine menge leute, die hauptsaechlich in ngo's arbeiten, kennengelernt. so besteht der tag fuer mich am ersten tag aus stadt-, an den folgenden aus angkor besuchen, am abend wird gemeinsam gegessen und fortgegangen.







bis jetzt waren die tempelanlagen von angkor im norden von siem reap die alleinige hauptbeschaeftigung, der befuerchtete overload ist nicht eingetreten. ich habe mit dem radfahren und dem erkunden dieser anlage zum einen meine sportlichen als auch die historisch-archiologisch-indiana jones'schen beduerfnisse decken koennen und bis heute sehr viel spass dabei gehabt, wobei die tempelkinder, vor allem die des banteay kdei, einen sehr grossen anteil daran gehabt haben.







genauere erklaerungen erspar ich mir aus faulheit und platzgruenden, sollte wirklich interesse daran bestehen, kann ich dann zuhause mit dem einem oder andern foto aufwarten. zu erwaehnen sind auch die affen des grauens, die auf dem weg zum tempel am strassenrad sitzen, lieb schauen und dann die karte stehlen, um sie dann wahrscheinlich fuer ihren verrueckten plan, die herrschaft ueber angkor an sich zu reissen, verwenden.




 










der mensch lebt ja nicht nur von dragonfruit (manche tage halt schon) und tempeln allein, abwechslung ist im alltag, kulinarisch aber natuerlich erst recht generell, wichtig.
ich habe an meinem ersten angkortag zwei moenche kennengelernt, die mich zum englisch ueben und hoffentlich auch etwas aus interesse am naechsten tag in ihren tempel eingeladen haben. ihre erzaehlungen ueber ihren alltag (4 uhr aufstehen; fruehstueck um 6.00 und nach mittag wird gefastet) und ihre einstellung zum moenchsein, fragen zu meiner person, europa und geschichte und die anschliessende einladung zum eintritt in den orden (meine entschuldigung: it sounds interessing but i can't do this! it's christmas soon and my mother would fly here and drag me back home if i wouldn't come by my own!) haben genauso viel spass gemacht, wie das teilweise lustige englisch.

an einem vormittag bin ich zufaellig an einem physiotherapie zentrum vorbeigekommen, das von einer beligschen ngo gefuehrt wird. im informationscenter haben sie vor allem die minen- und uxo- (blindgaenger muinition)problematik aufgearbeitet. die fuehrung in der einrichtung war interessant, zu sehen mit welchen mitteln hier versucht wird, das ziel einer bestmoeglichen rehabilitation zu erreichen. weil jeder cent zaehlt und die nachfrage nach solchen plaetzen so gross ist, wird versucht so oekonomisch wie nur moeglich zu arbeiten und es stehen deswegen teilweise hilfmittel zur verfuegung, die in oesterreich nur mehr in medizin-museen zu finden sind. das bild darunter zeigt prothesen, mit denen die patienten von zuhause in das zentrum gekommen sind und dann professionelle angefertigt wurden, wohl kein vergleich zu den produkten und der behandlung in europa.

im gelaende von angkor findet man die "orphans and disabled arts association", ein projekt indem den kindern ueber kunsterziehung oder traditionellen tanz und schulbildung der weg in eine bessere zukunft geebnet werden soll. ich habe auch bei einer tanzstunde zuschauen duerfen, den kindern hats gefallen und die lehrerin war von meinem bart recht angetan. alle waren also zufrieden, vor allem ich, denn ich habe die moeglichkeit gehabt und genutzt unzaehlige fotos zu schiessen.
zum thema ngo habe ich gerade einen mehr als kritischen anstoss von meinem computer-nachbarn hier im internet-cafe bekommen oder eher ueber mich ergehen lassen muessen. er hat sich ueber die selbstgefaelligkeit der mitarbeiter ausgelassen, die entstehende abhaengigkeit der betroffenen bevoelkerung angekreidet, so ziemlich alles verteufelt, was in dem zusammenhang stand und ngo's als geldvernichtungsmaschinierien bezeichnet. ich habe mich mit diesem thema nur sehr peripher beschaeftigt, aber selbst versucht oder geplant, bei einem projekt mitzuarbeiten. in einigen punkten wird er auf alle faelle recht haben, aber in einem pauschalurteil alle hilfsprojekte ueber einen kamm zu scheren, finde ich zum kotzen. er ist nachdem ich ihn in einigen punkten widersprochen und auch gemeint habe, dass ich diese thematik zu wenige kenne, um mit ihm jetzt grossartig darueber zu diskutieren, bald aufgestanden und gegangen. ist es also richtig oder besser, einfach nichts zu tun? bei vielem, das ich auf meiner reise erlebt habe, gilt es einfach, kritisch zu sein, aber nichts desto trotz die freude daran zu erhalten. und damit belass ich dieses thema, bin ihn aber fuer diesen anstoss dankbar.
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zum abschluss moechte ich kathi (egger) fuer die aufmunterung danken, die sie mir als antwort auf den post "je kuerzer der post, desto schlechter die nachricht" geschrieben hat: 
hab grad deine schlechten nachrichten gelesen. mach das beste draus ... es hat ja immer einen grund wenn mal was nicht so funktioniert wie man will und vielleicht passiert dir ja so was unerwartet besseres ;)

und so ist es auch, ich haette das neue objektiv (50mm, 1.8) wohl nicht gekauft, waere mein 18-200er noch intakt! fuer angkor und die landschaftsaufnahmen (fixe brennweite) ist es genauso ungeeignet, wie wenn man mit einem schweizermesser zum pistolenduell aufkreuzt. und die anderen touristen und hobbyfotografen haben teilweise wirklich grosse "pistolen" und laecheln mich dann ueberheblich an. aber erstens scheint es einen ziemlichen unterschied zu machen, ob du mit einem riesen objektiv vor einem gesicht eines kindes herumwachelst oder nur so ein niedliches kleines an der kamera drauf hast. zweitens (und das ist der eigentliche grund) ist eine 1.8er blende fuer portraits einfach grossartig. als dritten punkt moechte ich noch hinzufuegen, dass wahrscheinlich viele mit ihren grossen tele-objektiven eigentlich nur einen groesse-komplex kompensieren wollen.







 

zum abschluss kommt noch eine fuer einige weniger gute nachricht. ich bin mittlerweile relativ sicher, dass die karten aus nepal wohl irgendwo auf dem muell liegen, die briefmarken dafuer schoen saeuberlich runtergeloest worden sind. ich hab sie naemlich in meiner naivitaet nicht gleich abstempeln lassen, sondern nach dem aufkleben bei dem schalterbediensteten zum aufgeben liegen gelassen. auch das ist lehrgeld, dass aber kaum finanziellen dafuer umso mehr persoenlichen verlust bedeutet. und dass tut wesentlich mehr weh.

ich sag adios, wir sehen uns in beinahe einer woche wieder und verweise noch auf den vorangegangen post, in dem es endlich mal romantisch wird!

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