Samstag, 7. November 2009

zu besuch bei peter pan




ich bin noch immer auf demselben kontinent und kann dieses tatsache schwer glauben. nepals urspruenglichkeit, die einfach zu faszinierend ist und die armut und gleichzeitige schoenheit, deren widerspruechlichkeit mehr als anziehend ist, haben fuer mich einen eigenen stellenwert. trotzdem freue ich mich auf die weitere reise, vom norden laos und vietnam hab ich aehnliches gehoert. natuerlich habe ich wegen 4 wochen nepal nicht um 180 grad gedreht, lebe nicht von meditation und dal bhat und verabscheue auch nicht alles welt- und westliche. und deshalb habe ich hier jede menge spass, abgesehen davon, dass laos landschaftlich ebenfalls unglaubliches zu bieten hat. soviel zur der gesamtsituation, die wirklich wunderbar ist.



am 3. november bin ich trotz gmg in bangkok angekommen, zwar mit verspaetung aber sonst mehr als gluecklich. wie geplant trafen sich apple und ich auf der khao san rd., damit mich mit massage und lecker thai-essen von den letzten 26 stunden erholen konnte. in der wohnung angekommen fand ich dann meine zurueckgelassenen und vormals verschwitzte waesche gewaschen und fein saeuberlich verpackt in "meinem" zimmer. die wahl der gastgeberin ist also mehr als ausgezeichnet! bei ihr konnt ich diesmal wieder jede menge gepaeck und gewand lagern, dass ich wohl in laos nicht brauchen werde. weil in den laendern, die von mir heimgesucht werden, jacken, feste schuhe, funktionsunterwaesche im november und dezember genauso notwendig sind wie flip flops und kurze hosen in derselben jahreszeit in oesterreich, war ich ihr fuer das aufbewahren und dadurch empfindliche gewichtsreduktion meines rucksacks dankbar. das sollte auch schon aufklaerung ueber das hier vorherrschende klima geben. da ich auch das europaeische wetter etwas mitverfolgt habe, will ich details ueber temperatur und sonnenstunden beseite lassen, dass die werte leserschaft nicht neidvoll zuhause zu schmollen anfaengt.
nachdem ich durch all die vor- und nachbereitungen fuer die weiterreise erst gegen 4 uhr morgens ins bett gekommen bin, ging es 1 1/2 stunden spaeter schon wieder zum flughafen. so schnell konnte ich gar nicht schauen und wir landeten in udon thai (einen weiteren seitenhieb auf gmg spar ich mir). da ich gleich weiter nach nong khai, nahe der laotischen grenze wollte, brauchte ich noch schnell geld fuer den bus. doch woher nehmen, wenn nicht stehlen. die bankomatkarte wollte, wie schon einmal in kathmandu, nichts rausruecken. mit dem letzten geld bin ich dann vom flughafen in die stadt und habe dort der reihe nach die banken abgeklappert und gefragt, nein gebettelt, dass ich direkt von meiner karte geld beheben kann oder eigentlich sogar muss. irgendwann ist dann ohne erkenntlichen grund bei dem x-ten versuch doch geld aus dem bankomaten gekommen und sekunden drauf sitz ich schon im bus.
in nong khai wird mir das erste mal bewusst, wie stark der tourismus ein land veraendern kann. ueberall warten die menschen in ihren geschaeften, um essen, trinken, dienstleistungen und produkte aller art an die touristen zu bringen. unzaehlige tempel, die irgendwann langweilig werden, diese schein- und plastikwelt, in der man sich total unwohl fuehlt und essen, dass in den wenigsten faellen vegetarisch ist, rufen in meinem kopf gedanken an eine flucht nach nepal oder indien hervor. so kram ich meine neu erworbenen meditationskuenste hervor, suggeriere meinem hirn, dass es mir gut geht, alles vergaenglich und der tag zum leben und nicht zu suddern (ich habe die tipps von dem kursleiter etwas an die oesterreichische mentalitaet angepasst) da ist und danach fuehl ich mich schon etwas besser. ich geniesse die aussicht vom quartier und kann beruhigt einschlafen.

am naechsten tag wurde die seite des mae kongs gewechselt. beim grenze ueberschreiten werden auch gleich die naechsten bekanntschaften geknuepft, mit dem franzosen mathieu und dem englaender jamie gehts nach vientiane, der hauptstadt laos, waehrend die anderen nach vang vieng weiterfahren. unser grueppchen wird noch durch die franzoesin camille vervollstaendigt, die ebenfalls die billigvariante 4er-zimmer gewaehlt hat.




die zimmerbelegschaft, die auch ein y-chromosom aufweisen kann, hat sich dann bis zum abendessen mit sightseeing beschaeftigt. und wie koennt es anders sein, wir landen zum abendessen in einem franzoesischen lokal. und die gibt es ja zur genuege, war ja laos mal eine franzoesische kolonie. das essen und vor allem die nachspeisen waren eine gaumenfreude, sogar den kritischen franzosen hat es geschmeckt.





frueh startete der bus nach vang vieng, 4 stunden staunte ich ueber die landschaft, bis ich dort ueber das gesehene staunen musste. die stadt ist voll mit lokalen, wo vor allem bier, schnaps und viel westliches essen ueber den ladentisch gehen und dabei amerikanische serien oder sport im fernseher nebenbei laeuft. die beruehmtheit von vang vieng kommt aber von einer anderen attraktion, dem sogenannten tubing.





etwas ausserhalb der stadt, an beiden ufern des nam song, gibt es peter pans neverland fuer westliche jugendliche. bars mit guenstigen alkohol, rutschen und schaukeln in den fluss, aufgeblasene lkw-reifen, gatsch und musik sind der geeignete spielplatz, an dem der intellekt dank alkohol und drogen (ein interessanter gedankenanstoss, den mir die weinbauern bitte nicht als geschaeftsschaedigend ankreiden moegen) auf den eines 7-jaehrigen zurueckgeschrauft werden koennen. immer wieder kostet das ein menschenleben, denn der fluss ist noch immer ein fluss, was ein haefigst betrunkener gern mal vergisst.


ich will das ganze auch nicht ganz schlecht machen, auf den flying foxes, sprungtuermen und schaukeln hatte ich unglaublich viel spass, wobei das eigentlich eine untertreibung ist. die moeglichkeiten sind fuer verspielte kinder wie mich perfekt, man springt, klettert und schwimmt. der steinbruch in eggendorf wirkt dagegen wie das grossweikersdorfer kinderbecken. ich entscheide mich, mich dem alkohol aus sicherheitsgruenden (ich will ja den restlichen urlaub auch auf meinen eigenen beinen reisen koennen) nicht so hinzugeben, aber ueber den tag laeppert sich schon was zusammen. gleich an der ersten bar treffen wir alte bekannte von der grenze, den ami joey und die zwei brasilianer rafael und andre, die sich da schon richtig eingelebt haben. der ganze tag besteht aus der wiederholung der oben angefuehrten attraktionen, wobei jeder halt seinen eigenen schwerpunkt setzt.


nach einem lustigen tag gehts dann zurueck ins hotel zum duschen und dann weiter in eine bar, da allem anschein noch nicht genug kuebel cola-whiskey geleert worden sind. im hinterkopf hoer ich noch immer alvaros stimme, der den alkohol als betaeubung des hirns brandmarkt (dabei vor allem bei diesen mengen total recht hat) und weshalb sich mein alkohol level auf besserem damenspitz und nicht auf exitus-niveau wie bei meinen zimmerkollegen befindet.


gestern war dann der "day off", camille ist kaum aus dem bett und erst am nachmittag dann in ein lokal zum extrem-couching und friends schauen gegangen. durch die vielen spruenge und das meistens nicht senkrechte eintauchen ins wasser schmerzt jeder teil des koerpers. der herr aus frankreich greift gleich in der frueh zu voltaren, ich hingegen ertrage es wie ein mann und leide offensichtlich und lautstark. alternativen zum tubing gibts viele. mathieu und ich sind mit geliehen motorraedern (in wirklichkeit nur roller, aber das klingt nicht so gut) in der gegend herumgefahren, haben uns landschaft, hoehlen und tubing (mit ungetruebten verstand und kamera) angeschaut.








am abend treffen wir uns noch mit den brasilianern in einer bar, "bewundern" englaender bei einem saufspiel und hirnzellenverlust (je voller die leute, desto leerer schauen sie aus) und tauschen kameraerfahrungen, geschichten und fotos aus.


nichts desto trotz, morgen ist fuer die meisten (inklusive mir) der letzte tag in vang vieng. der treffpunkt ist auf 11.00 festgelegt, dann gibt es ein kraeftigendes fruehstueck fuer einen langen tubing-tag. ich hoer sie schon ganz laut, die unkenrufe, die bei diesen saetzen wahrscheinlich schnell laut werden und anprangern, dass ich im blog herumkritisiere und moralapostel und inquisator in einem spiele (da faellt mir nur ein: wer ohne sünde ist, werfe den ersten stein! darum will ich auch keine steine werfen, sondern schon bestehende spruenge im glashaus aufzeigen) und dann selber an dem ganzen teilnehme. ich habe es auch nie bestritten, dass ich an den ganzen theater keinen spass haette, aber das WIE ist wohl das entscheidende. und weil ich schon so schoen in der zitatekiste wuehle, bemuehe in diesem zusammenhang auch noch herrn paracelsus: die dosis macht das gift! als tourist ist man ja eigentlich gast (der natuerlich dafuer bezahlt und wichtig fuer die wirtschaft ist) und deshalb sollte man aus respekt nicht alle manieren ueber bord werfen.




ich glaube, die tatsache, dass ich zuvor einen so unterschiedliche art von urlaub gemacht und genossen habe, macht mich zu einem kritischeren tourist und (alkohol-)konsumenten (und nicht nur, weil mama mitliesst). die gedanken der einheimischen bevoelkerung wuerden mich sehr interessieren, denn hier stehen die abhaengigkeit vom tourismus und die laotisch-buddhistischen werte auf totalem kollisionskurs, was wohl auch in der mentalitaet der bevoelkerung seine fussabdreucke hinterlaesst.




damit wieder genug an spielverderberei und ich werde das jetzt auch in den naechsten posts nicht mehr so explizit aus- und anfuehren, da man diese ganze thematik auch in 100 blogeintraegen nicht allgemein gueltig und vernuenftig aufarbeiten kann. deshalb freue ich mich, dass fuer mich auch spass mit einer moderaten menge alkohol und dafuer einer ueberdosis an peter pan spielplatz (mit all den schaukeln und flying foxes, juhu) und freunden moeglich ist. morgen gehts dann weiter nach luang prabang, der alten laotischen hauptstadt, das als sprungbrett fuer den weiteren weg in den norden dienen soll.

1 Kommentar:

  1. Lieber Dominik,

    schön, dass Du uns mit regelmäßigen, ausführlichen Berichten und Fotos mitreisen lässt(ich träume schon von Nepal), und beruhigend, dass es Dir so gut geht.
    Da Du Dich als Gast in fremden Kulturen siehst, erlebst Du auch Gastfreundschaft und da Du fremden Menschen tolerant mit Respekt, Manieren und Neugierde begegnest, wirst Du auch ernst genommen. Und Spaß hast Du auch mehr, als wenn Dir jeden zweiten Tag der Schädel brummt.
    Frage: Bist Du in Kontakt mit Florian, und werdet ihr euch irgendwann, -wo treffen? Wenn, dann schöne Grüße.
    Da 83 Tage zwar eine lange Zeit sind, aber trotzdem wie im GMG-Flug vergehen: CARPE DIEM - und genieße Deinen Urlaub, Land und Leute.

    Wir freuen uns schon auf die nächsten Berichte und wünschen Dir, dass weiterhin alles gut geht.

    Herzliche Grüße von uns allen
    Papa

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