Mittwoch, 18. November 2009

nach der reise, ist vor der reise... nur das alles anders ist!



du schaust auf die erde, ein blauer planet, der hauptsaechlich mit wasser bedeckt ist. du suchst dir ein land heraus, dass durch einen langen fluss gepraegt wird. dieses land ist huegelig und zur haelfte mit wald bedeckt. in diesem land habe 40 prozent der menschen nie die schule besucht und beinahe vier 5tel aller einwohner sind in der landwirtschaft taetig. seiner bewegten geschichte wurde durch die vereingten staaten in den spaeten 60er und fruehen 70er jahren ein trauriges kapitel hinzugefuegt, indem sie das land mit 2,5 tonnen sprengkoerper uebersaeten, pro einwohner versteht sich. es ist ein land, in dem nicht so viele leute verstehen, wenn ich englisch spreche. dafuer ist es ein land, wo ein laecheln mehr sagt als 1000 worte.


heute ist mein (vorerst) letzter tag in laos und daher auch ein grund, warum ich mich wieder in theatralischen einleitungen uebe. 2 wochen sind fuer dieses land eine viel zu kurze zeit, der sueden laos, der wie sein noerdliche teil nicht mit schoener natur und interessanten plaetzen geizt, ist von mir straeflichst vernachlaessigt worden. was nicht heisst, dass ich die 4000 islands, champsak oder das bolaven plateau (um nur einige plaetze zu nennen) nicht zu gesicht bekommen werde. wenn nicht dieses mal, dann beim naechsten besuch.





aber des leseflusses wegen setze ich dort fort, wo ich aufgehoert habe. vang vieng, das ibiza in laos. um es kurz zu machen, es war ein lustiger tag mit jeder menge aktion, etwas schmerzen (es war kein sonnenbrand, der meinen ruecken rot leuchten liess, sondern 2 schlecht gelandete spruenge) und viel spass. die ausfuehrungen ueber das ganze theater erspar ich mir, man kann es ja im letzten blogeintrag nachlesen.


ich treffe zwei bekannte gesichter von der busfahrt vor 3 tagen bei einer bar wieder. und haett ich die gesichter nicht erkannt, dann ihre verletzungen. harry aus der schweiz und dominique aus holland sind von vietnam mit einem gekauften motorrad nach laos gefahren und dabei in einer scharfen kurve bei luang prabang ausgerutscht.


obwohl der sturz schon fast 2 wochen her ist, sind beide noch deutlich davon gezeichnet. aber die zwei sind nicht die einzigen, ich sehe viele verwundete in und um vang vieng, dabei sind tubing und motorrad die ursachen # 1. klassische verletzungen sind aufgeschnittene fusssohlen durch steine oder glasscherben, schuerfwunden von klein bis mega und ein kaputter magen.


mit chamille, deren fuss vom tubing total aufgeschunden und sich in weiterer folge entzuendete und den zwei neuen bekannten gehts dann am naechsten morgen nach luang prabang, der alten hauptstadt laos. wir kommen recht spaet an und so ist das einzige, was ich richtig wahrnehmen kann, der beleuchtete tempel auf einem huegel in der mitte der stadt.


die stadt an sich ist sehr gepflegt und auf tourismus ausgerichtet und erinnert mich irgendwie an salzburg. in unserem guesthouse, wo die besitzer liebevoll papa und mama genannt werden, lerne ich die voluntaere emily und hemish kennen, die in einer schule einen kostenlosen englisch-kurse anbieten. und weil es sich in einer schoenen umgebung besser reden laesst, verbringen wir den abend mit wunderbaren ausblick auf den maekong.




muede von der busfahrt und dem vortag freut man sich dann schon auf das zimmer, was mit einem besonderen special effect aufwarten kann. der ventilator, ohne dem es zu heiss zum schlafen waere, weckt erinnerungen an vietnam-filme wie platoon oder full metal jacket, wenn ein hubschrauber-schwadron ueber das land fegt. sowohl wind- als auch lautstaerke stehen bei niedrigster leistungsstufe einem helikopter-angriff um nichts nach. nicht auszudenken, welche womoeglich weltweiten folgen stufe 3 haette (orkane, unwetter in europa, flutwellen,...)


eines der beliebtesten fotomotive in luang prabang kann man nur in der frueh erwischen. deshalb winde ich mich um halb 6 wie eine raupe aus meinen decken, die mich die nacht ueber vor dem ventilator-wind geschuetzt haben und begebe mich auf die strasse, um moenche beim almosen sammeln knipsen zu koennen. dunstiges wetter und fehlendes licht belohnen meine aufopferung nicht und so kann ich gerade ein verwackeltes bild beim fruehstueck der amuesierten gruppe praesentieren. bald drauf wendet sich aber das wetter (wie eigentlich jeden tag) um 180 grad, sonnenschein und herrliche temperaturen sind genug grund, den wasserfall tat kuang si zu besuchen.





unglaublich blaues wasser, geniales panorama und viel spass (mir gehen die superlative aus) sind ja bekanntlich die besten zutaten fuer einen wunderbaren tag. wenn dann dem ganzen noch ein sahnehaeubchen in form eines billigen und vor allem guten vegetarisches buffets (inklusive leckeren kuchen als nachspeise) und als kirsche ein gmuetlicher abend mit rotwein aufgesetzt wird, gibts wohl keinen grund, schlecht zu schlafen.








darum beginnt der naechste tag auch sehr gemuetlich, indem ich den pass am vietnamesischen konsulat fuer das visum vorbeigebracht habe. alleine habe ich die stadt dann in aller ruhe erkundet, das boot nach nong khiau fuer den naechsten tag gebucht und mit einer gruppe italiener den nachmittag mit frucht shakes und kartenspielen verbracht.







hemish hat mich gestern nicht ganz uneigennuetzig seinen laptop zum fotos auf dvd speichern benutzen lassen. im gegenzug habe ich meine fotographischen faehigkeiten zur verfuegung stellen muessen. ich sollte den unterricht mit einigen bildern festhalten, die dann in weiterer folge auf der homepage der ngo verwendet werden (uhh, mein erstes engagement also fotograf). aus einer 4tel stunde fotoshooting wurden dann 3 stunden unterricht, indem harry und ich viel spass als "herr aushilfslehrer" hatten, der sich ebenfalls als konversationspartner zur verfuegung stellte. ich hoffe, das englisch meiner laotischen schueler hat durch mich keine bleibenden schaeden genommen.






und weil diese gute tat mein kharma deutlich aufgebessert habt, wurde ich am naechsten morgen mit besserem fotowetter belohnt und bin dann doch noch zu den ersehnten bildern mit den almosen sammelnden moenchen gekommen. und dann heissts wieder gross abschied nehmen.


harry traut sich wieder auf sein motorrad und faehrt nach thailand, dominique nimmt sicherheitshalber das boot und chamilles fuss wird sich bei einer 28 stunden busfahrt nach bangkok ausruhen duerfen.


ich habe mich ja fuer ein schwimmendes gefaehrt entschieden. 7 stunden bootsfahrt und ich gerate irgendwie in eine nette gruppe von 3 amis und einer australierin hinein. auf der fahrt gibts viel zu sehen, wirklich beeindruckende landschaft und je weiter man in den norden kommt, scheinen auch die leute die touristen weniger als uebel zu sehen. man kommt sich richtig besonders vor, wenn kinder frenetisch (mein fremdwort des tages) jubeln und winken. abgestiegen wird in von maeusen bewohnten bungalows, die uns aber in ihren betten schlafen lassen.






am naechsten tag machen jr, robby, lucie, tiere, die schweizerin claudia und ich einen trek, um die angepriesenen 100 wasserfaelle zu sehen. der trek ist insofern interessant, weil man die meiste zeit im wasserfall hinaufwandert. damit ist auch schon klar, dass es eher kleinere felsen sind, wo das wasser hinunterstuertzt oder besser gesagt hinunterpurzelt.








nicht einmal blutegeln, riesenspinnen und ihre netze oder die angst vor schlangen koennen die schoenheit dieser landschaft trueben. am abend duerfen wir nach dem essen am besaeufnis teilhaben. ausgeschenkt wird lao lao, mit abstand das grauslichste erlebnis meiner reise. deshalb halt ich mich da raus und brauche trotzdem den ganzen abend, um nicht mal 10 laotische vokabeln zu lernen. es wird noch geraetselt, obs am essen oder am lao lao gelegen hat, aber am naechsten tag gehts den anderen alles andere als gut.


die ganze truppe macht sich am naechsten tag auf den weg ins naechste dorf, normalerweise eine einstuendige bootsfahrt. das ist aber nur moeglich, wenn das boot nicht total ueberfuellt wird und mit fortdauer der fahrt der wasserspiegel drinnen steigt. um schlimmeres als nasses gepaeck zu vermeiden, werden die passagiere vor staerkeren stromschnellen ausgeladen. der kapitaen kaemft sich mit seinem schiffernackl flussaufwaerts, waehrend wir durch gestruepp und sandbank wandern.


nach diesem ueberraschungstrek und einer zum glueck problemlosen weiterfahrt kommen wir in muang ngoi an. in dem 2007 erschienen lonely planet noch all abgeschiedenes und idyllisches dorf beschrieben, stellt sich heraus, dass wohl die nachfrage nach dieser art von urlaub steigt. 2009 sind naemlich schon auffaellig viele touristen, was sich aber dank der schoenen landschaft und des unglaublichen balkons unseres guesthouses verkraften laesst.


der unmittelbare nam ou bietet endlich mal wieder die moeglichkeit zur sportlichen betaetigung und zeigt schon erste defizite in kraft und ausdauer auf (ich vermisse die edelweiss und die rohrbacher mtb-huegel). thomas, ich bitte dich jetzt schon um nachsicht und hoffe, du laesst nach der ersten mtb-tour noch etwas kraft in meinen beinen, dass ich es zumindest noch in mein zimmer zum weinen schaffe.


am naechsten tag werden wir von einem laotischen jungen geweckt, der draussen auf der strasse zu singen beginnt.. innerhalb kuerzester zeit versammelt sich eine ganze menschentraube auf unserem balkon und verzeiht augenblicklich, dass die schlafzeit verkuerzt wurde.


waehrend die anderen fischen und tubing gehen, erkunden jr und ich die umgebung, da es einiges in unmittelbarer naehe zu entdecken gibt. in einer hoehle erleben wir absolute dunkelheit (so ein grusliges schwarz hab ich wohl noch nie gesehen) und entdecken fuerchterliche tiere. der weg zu den naechsten doerfern scheint wie aus dem reisefuehrer kopiert, die landschaft (mir fallen keine adjektive mehr ein und ich will mich nicht der mehrfachen wortwiederholung von superlativen schuldig machen), die haeuser auf den stelzen und die vorbeigehenden reisbauern sind einfach nur eines: kitschiges schoenes klischee ohne ende. und vor lauter schauen und staunen vergessen wir total auf die zeit und als sich die daemmerung einstellt, wird vor allem jr nervoes. gluecklicherweise haben wir unsere stirnlampen (danke pauli, die ist goldeswert) mit und finden vor allem dank eines einheimischen, der uns bis ins dorf fuehrt, bei voelliger dunkelheit zurueck.










fuer mich geht es am naechsten mogen nach dem fruehstueck zurueck nach luang prabang. der aufmerksame leser weiss natuerlich, warum ich da auf jeden fall vorbei muss. genau, der pass wartet auf dem konsulat. ausserdem will ich baldigst die grenze nach vietnam ueberqueren, da es ja nicht mehr so lange bis weihnachten ist. und so ploetzlich, wie sich unsere gruppe gefunden hat, loest sie sich auch wieder auf. mit den beiden schweizern steve und karin (links auf dem bild claudia) finde ich bald wieder gespraechspartner, sehr interessante noch dazu.


die beiden haben auf einem segelboot gearbeitet und sind so nach thailand gekommen. nachdem sie in indonesien und suedostasien waren werden sie bald nach japan weiterziehen, um dort als putzpersonal in einem wintersporthotel zu arbeiten. das ist prinzipiell ja nichts so besonderes. wenn man aber nur 4 stunden taeglich arbeiten muss, unterkunft und verpflegung bekommt und die restliche zeit zum boarden im mindestens 10 meter hohen schnee hat, klingt das ganze schon anders.
angekommen in luang prabang, nehme ich mir vor, "unfinished business" aufzuarbeiten. nachdem ich schon 2 mal den im reisefuehrer gepriesenen sonnenuntergang von dem tempel aus anschauen wollte und jedes mal zu spaet dran war, schaffte ich es dieses mal rechtzeitig. leider hat den absatz nicht nur ich gelesen, sondern hundert andere leute. der beste aussichtspunkt ist hart umkaempft, ich gebe mich mit bildern vor und nach dem sonnenuntergang zufrieden, um nicht wegen draengelns schlaege zu kassieren.








ich troeste mich beim vegetarischen buffet, mit kuchen, oreo-shake (kekse werden mit soja milch und eis zu einem unbeschreiblichen gaumenerlebnis verarbeitet!) und guter gesellschaft und uebe mich wieder im handeln. aber so wirklich will ich auf dem nightmarket gar nicht einkaufen (obwohl sie so viele schoene sachen haben), da ich ja alles noch weitere 5 wochen mitschleppen muss. ich habs ausgesprochen, nur mehr 5 wochen. wie geht denn das? ich bin ja erst vor kurzem weggeflogen und dann nur kurz in bangkok, nepal und jetzt laos gewesen und... okay, wenn ich zurueckdenke ist das doch schon eine zeit her.


darum lautet mein motto ja: carpe diem! deshalb verbringe ich gestern den ganzen schoenen tag von 7.00 bis 18.00 im bus. wie gewohnt mit wenig beinfreiheit, permanentes intimes schulterreiben mit meinem 60-jaehrigen sitznachbar und der gut funktionierenden lueftung, die heisse der warmen luft im bus untermischt. mit all meinem technischen geschick gelingt es mir nicht, diese abzudrehen und leite sie "unauffaellig" meinen vordermaennern zu. nur leider spiel nicht nur ich unfair, ich bekomme die heisse luft doppelt und dreifach zurueck. unter tropischen bedingungen werden nun mit einem geborgten reisefuehrer werden die naechsten reisetage geplant.


am naechsten tag (fuer mich also heute, in 1 stunde) soll es mit dem nachtbus ueber die grenze nach vietnam gehen, genauer gesagt nach vinh und wahrscheinlich den tag darauf nach hanoi. weiter als zwei tage will ich auch gar nicht planen, da es meistens vergebene liebesmueh ist. die tipps, die man bekommt, leute die man trifft und erfahrungen, von denen einem berichtet werden lenken einem vom geplanten weg ab. und das gefaellt mir auch so am besten!

 



als draufgabe bricht kurz vor vientiane etwas von einem hinterrad ab, der nicht gerade formel 1 taugliche reifenwechsel dauert ueber 1 stunde. dadurch war ich sehr spaet in der stadt und auch die meisten billigen guesthouses waren schon voll. fuendig werde ich dann doch und bekomme eines der unteren betten von insgesamt 9 stockbetten in einem dorm. anfangs werde ich von irgendwelchen kaefern oder mosquitos geaergert, was meine traeume ziemlich durcheinander bringt. und dann muss ich mir noch ein dreistimmiges schnarchkonzert anhoeren. damit hatte ich im hinblick auf die busfahrt eh kein problem, da das ganze einerseits recht witzig war und andererseits das schlafdefizit das einschlafen im bus erleichtert.

puhh, das wars wieder mal. 10 tage mit ein paar bilder und paar saetzen beschrieben. der papaya-salat, der laut kuechenchefin 'moderate spicy' war und den ich mir in meiner schreibpause einverleibt, brennt noch immer in meinem mund. ich packe jetzt meine sachen und mache mich auf den weg zum busbahnhof. das naechste mal hoeren wir uns dann aus einem anderen land, mit aehnlich scharfen essen. also doch nicht alles anders!

ein kleines zitat hab ich noch (um zu beweisen, dass ich auch geistig mich etwas beschaeftige). im bus ist man ja zwangsweise an seinen sitz gebunden, vor allem wenn sich so viele leute hineinzwaengen. und weil lonely planet mit der zeit auch einmal fad wird, habe ich ich mich an einem scheibenwelt roman von terry pratchett vergriffen und promt das bon mot fuer den heutigen blog gefunden.


We're tiny and it's a big world, and we never stop to learn enough about where [ergaenzung der redaktion: who] we are before we go somewhere else.

(Pratchett, Terry: Wings. 1990, S. 133)



4 Kommentare:

  1. Hallo Dominik,

    irgendwo ist mir jetzt mein Kommentar abhanden gekommen. Also nochmals: ich lese sehr aufmerksam deine Berichte (könnte mir so eine Reise auch für mich ganz gut vorstellen) und bewerbe diese auch bei Freunden und Bekannten. Gott sei dank geht es dir gut - wir machten uns schon Sorgen, da du dich rund 10 Tage nicht gemeldet hast.
    Genieße noch die nächsten Wochen und bleib gesund und munter. Schöne Grüße aus der Heimat
    Franz Klepp

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  2. Mein lieber sohn, gestern erst haben wir in der chorrunde geredet, dass wir schon lang nix mehr von dir gelesen haben (Hannes Katzenbeisser hat eingeladen zum geburtstags-fondueessen (40))Ich bin echt froh,dass es dir gut geht und soooo viele schoene eindruecke von diesen laendern mitnehmen kannst-und die fotos, die sprechen fuer sich!Ansonsten gibt es in der heimat nicht so viel neues, wetter ist momentan eher mild, 12 Grad ungefähr, war aber auch schon viel kaelter.Die wetterpropheten sagen für weihnachten auf jeden fall keinen schnee für den osten an, mal sehen, ob du vom sommer in den winter purzelst, wenn du dann wieder heimkommst. Ich freu mich auf jeden fall, dich wiederzusehen, ich vergoenn dir aber jeden tag in der fremde, den du verbringst. Pass auf dich auf und lass es dir gut gehen viele Bussi Mama und Family

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  3. Hallo Dominik.

    Jetzt muß ich auch einmal deine tollen fotos und den aufregend zu lesenden bericht loben. es ist fast als wäre man selber dabei. ich bekomme dabei immer öfters den eindruck in meiner "jugend" etwas versäumt zu haben. ich werde mich am wochenende mit "asiatischem essen" begnügen müssen! wir wünschen dir auf deiner weiteren reise alles gute,
    Fam. Beck Chris.

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  4. dieser eintrag gfallt mir am besten!!!

    zu büchern: "Es gibt weder moralische noch unmoralische bücher. bücher sind gut oder schlecht geschrieben. das ist alles" (James Joyce)

    " Vom ursprung der religion: - die eigentliche erfindung der Religionsstifter ist einmalig: eine bestimmte art leben und alltag der sitte anzusetzen, welche als disciplina voluntatis wirkt und zugleich die langeweile wegschaft; sodann: gerade diesem leben eine interpretation zu geben, vermöge deren es vom höchsten werte umleuchtet scheint, für das man kämpft und, unter umständen, sein leben lässt. (...) jesus(oder paulus) zum beispiel fand das leben der kleinen leute der römischen provinz vor, ein bescheidenes, gedrücktes, tugendhaftes leben: er legte es aus, er legte den höchsten sinn und wert hinein-und damit den mut, jede andre art leben zu verachten (...) buddha insgleichen fand jene art menschen vor, und zwar verstreut unter alle stände und gesellschaftliche stufen seines volks, welche aus trägheit abstinent, beinahe bedürfnislos leben: er verstand wie eine solche art mensch mit unvermeidlichkeit (...) in einen glauben hineinrollen müsse, der die wiederkehr der irdischen mühsal zu verhüten verspricht, -dies verstehen war sein "genie". zum religionsstifter gehört psychologische unfehlbarkeit im wissen um eine bestimmte durchschnitts-art von seelen, die sich noch nicht als zusammengehörig erkannt haben. er ist es, der sie zusammenbringt; die gründung einer religion wird insofern immer zu einem langen erkennungs-feste." (friedrich nietzsche, "die fröhliche wissenschaft")



    lesen ist abenteuer (reisen) im kopf, my brother ;D

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