Mittwoch, 21. Oktober 2009

zurueck in die zukunft

der post ueber die 10 tage unterwegs im norden von nepal. gestern frisch angekommen in kathmandu. wobei das frisch eher zeitlich als woertlich zu nehmen ist. die letzte dusche ist schon eine weile her und auch das gewand haette sich ueber ein wenig wasser statt literweise schweiss sicher total gefreut. wie schlimm es war, zeigte sich im vollbesetzten bus von sundarijal (dem ende des treks) nach kathmandu, wo alle plaetze doppelt und dreifach besetzt waren, nur neben mir wollte keiner so recht sitzen.
wie ich dann in kathmandu angekommen bin und mich die frisoere und barbiere von der weite kommen sahen, fingen die sofort an, ihre rassiermesser zu schaerfen und witterten das geschaeft ihres lebens. nicht mit mir, rassiert wird erst vorm abflug, dass sich das ganze auch wirklich auszahlt.
gestern war in den 6 stunden seit meiner ankunft ganze vier mal essen, um meinen koerper nach diesen entbaerlichen tagen etwas tribut zu zollen. weil angefangen hat das ganze mit der irrsten busfahrt, die ich wohl in meinem leben gemacht habe. von kathmandu ging es mit dem bus 9 stunden lang nach syabru besi, von wo aus ich mit dem trek starten will. das es ueberhaupt dazu kommt, wundert mich noch heute. die strasse, auf die sich das antiquat von bus bewegte war an seinen besten stellen so gut wie die hochstrasse. entlang der berghaenge schlaengelt sich die strasse, mit ihr schlaengelt sich ein wahrscheinlich 3-mal ueberbesetzter bus. und da die busse nicht fuer europaeer sondern fuer kleinere nepalesen konzipiert wurde, wurden mir durch die erschuetterungen die knie am vordersitz wundgerieben. darum stand auch gleich vom ersten moment fest, zurueck nach kathmandu gehts entweder zu fuss oder im sarg!
ich entscheide mich fuer per pedes und stelle das am naechsten tag unter beweis. und von den ersten schritten an ist klar, es geht rauf und runter, egal ob man jetzt nach oben oder unten will. das verhaeltnis ist halt immer entscheidend. prinzipiell scheinen die nepalesen was gegen flache wege zu haben, dafuer eine wirklich ausgepraegte liebe zu stiegen. am ersten tag mache ich in gumnachok stop, da es zu regnen beginnt. und anstatt mich meiner durchgeschwitzten kleider zu entledigen (mir waren 2 nepalesische guides auf den fersen, die ich erfolgreich auf distanz halten konnte, um die oesterreische alpin-ehre zu verteidigen) blieb ich in der kaelte sitzen. und wie man so schoen sagt, ein feuchter fetzn wird schnell nass. so war auch meine erkaeltung, die ich schon abgehackt hatte, wieder in voller staerke eingetroffen.

beim gemeinsamen waeschetrocknen in der lodge lerne ich dann den schweizer patrik mit seinem guide hira und marcus aus italien kennen. letzterer ist der inbegriff des backpackers und erzaehlt stundenlang geschichten ueber seine erlebnisse. total lustiger typ, mit dem ich mich in kathmandu hoffentlich ende des monats treffen kann.

am naechsten tag starte ich als letzter von der lodge weg, da mir marcus noch etlich tipps fuer die reise gibt und so treffe ich auf dem trek sowohl patrik als auch das hollaendische vater-sohn-guide-gespann wieder. in langtang machen wir gemeinsam bei einer total netten familie pause und wegen der aklimatisierung entscheidet sich patrik schon dort fuer die nacht zu bleiben. da sich meine erkaeltung verschlechtert hat, entschliesse ich mich auch zu bleiben.

bei dem spaziergang ausserhalb des ortes lerne ich einen aelteren mann kennen, dem ich dann das heu fuer seine yaks nach hause trage. kaum zu glauben, dass das bisschen gras sich so anhaengen kann. als belohnung gibts tee und kartoffeln mit chili sauce.

bei der rueckkehr nach langtang fordert mich eine frau auf, ich soll ihr beim grasschneiden helfen. mit einer sichel und komisch gebueckt arbeite ich eine stunde mit (und hoffe, dass sich diese aktionen positiv auf mein kharma und meine gesundheit niederschlagen).

den abend verbringen patrik, hira und ich gemeinsam mit der gastfamilie in der kueche/schlafzimmer vor dem ofen. dieses sitzen am boden scheint nicht nur mir probleme zu bereiten, auch der schweizer patrik klagt ueber alle moeglichen beschwerden. dann erntet patrik bei jedem, vor allem bei mir, pluspunkte, da er seine aus kathmandu mitgebrachten cookies verteilt. wahrscheinlich aber nur, dass er fuer den naechsten tag leichteres gepaeck hat.

fuer das vierergespann (die tochter der gastfamilie, choenyi musste kaese holen) ging es relativ leicht nach kyonjin gompa (ungefaehr grossglockner hoehe). anfangs leichter husten wurde richtig schlimm und ich war dem licht am ende des tunnels schon nah (entschuldigt meine pathetische und uebertriebene ausfuehrung, ich bin von dem ganzen essen etwas durcheinander). ein amerikaner, den ich am ersten tag des treks kennen lernte, spendete vitamin-c tabletten. ich hoffte, bis zum naechsten tag fit zu sein, denn es war geplant, um 4.00 auf den 4900 m hohen tsergo ri zu wandern, um dort den sonnenaufgang zu sehen.
leider musste ich einsehen, dass diese seehoehe nicht unbedingt foerderlich fuer den heilungsverlauf ist und am naechsten morgen spazierte ich zurueck nach langtang village und erholte mich dort bei der gastfamilie vom vortag. fieber hatte ich zwar nie, nur der husten klang alles andere als schoen.

und waehrend ich vor dem haus in der sonne sitze und auf eine wunderheilung hoffe, kommen die zwei belgierinnen vorbei. am nachmittag treffen dann auch patrik und hira ein, die den aufstieg nicht in den geplanten 2,5 stunden schafften sondern 4 stunden brauchten und den sonnenaufgang verpassten. so wurde es ein total gemuetlicher abend mit viel reden und fuer mich auch viel tee, wodurch sich mein husten deutlich besserte.

am naechsten tag ging es in 5 stunden um 1400 hoehenmeter hinunter nach bamboo lodge. da der ganze nachmittag frei war, wurde zum ersten und auch letzten mal die waesche halbwegs gewaschen und die dusche aufgesucht. und um das absolute gefuehl der reinheit total zu spueren, fand ich nahe der lodge mitten im fluss den idealen felsen, einen steinernen thron.

zudem wird mir zum ersten mal bewusst, dass ich keine ahnung habe, was gerade in oesterreich und der welt passiert, ob es allen soweit gut geht und welcher wochentag eigentlich ist. der tagesablauf ist relativ einfach und so fuehlt sich auch alles an. fruehstuecken, 5-7 stunden gehen, essen und schlafen gehen. totales abschalten!
Beim fruehstueck lerne ich dann die zwei neuseelaenderinnen kate und matilda kennen, die jetzt nach einem jahr weltreise auf ihrem rad ihre letzten urlaubstage in nepal verbringen. wer interesse hat, kann sich den unglaublichen blog mal etwas genauer durchlesen (kateandmatilda.blogspot.com). und so kommt es auch, dass von dem erzaehlt wird, wovon ich die ganze zeit bei dem trek denken musste. es gibt mountainbiker, die sich den langtang trail runterschmeissen. mit dem heli rauf nach kyonjin gompa und dann mit dem radl ueber teilweise traumhafteste trails und hin und wieder irre (fuer mich schiebepassagen) stiegen hinunter oder hinauf. thomas, ich glaub da haetten wir einen unglaublichen spass. leider hab ich nicht sie oder ihre bikes gesehen, alles was mir blieb waren unzaehlige bremsspuren. die hoehenmeter, die wir gestern hinunter sind, gehts heute wieder hinauf. und dank meines konditionstrainers thomas tiefenbacher und des wirkungsvollen hoehentrainings explodierte ab diesem tag meine trekking leistung. der aufstieg nach thulo syabru stellt ueberhaupt kein problem dar und es geht dann weiter durch einen verzauberten maerchenwald voller gruentoene nach sing gompa, wo wir nach 7,5 stunden ankommen. mittlerweile hat sich das allabendliche daal bhat (reis mit linsensupperl und gemuese) und das porrage zum fruehstueck zu meinem einsermenue entwickelt.

die lodge besitzer fingen an zu zittern, als ich nach dem zweiten teller noch immer einen nachschlag wollte. das nette an dem gericht ist naemlich, dass man unendlich viel nachschlag bekommen kann.
Wie schon am vortag lautete das motto "up, up, up".

alles spielt super mit und ich spaziere nur so in das auf 4290 m seehoehe gelegene gosaikunda. patrik und hira geht es weniger gut und sie machen immer oefters pause. die anstrengung wurde aber durch den weg hinauf total aufgewogen, es war einfach atemberaubend, die ganze szenerie unglaublich. vor allem die bergseen hauchten dem ganzen was wildromantisches ein. geplant ist, dass wir am morgen gegen halb 6 mit einem englischen paerchen 300 m aufsteigen, um von dort aus den sonnenaufgang zu sehen. ich weiss nicht, ob es die aufregung oder das schnarrchen aus dem nachbarzimmer war, aber irgendwie konnte ich die ganze nacht nicht wirklich einschlafen.
aufstehen war an diesem morgen kein problem, da ich ja sowieso schon wach war. 20 minuten steil bergauf, wirklich kalte temperaturen, eingefrorene finger und etwas an anstrengung waren nichts im vergleich zu dem unglaublichen ausblick, den wir genossen.

die sonne kaempfte sich ueber die berge und beleuchtete anfangs nur die bergspitzen. nachdem wir eine stunde die sonne beim aufgehen bewunderten, hiess es fuer mich nach einem gemeinsamen fruehstueck abschied nehmen. patrik und hira entschieden sich, noch einen tag in gosainkunda zu bleiben.

ich hingegen wollte der gesundheit zuliebe wieder der seehoehe entgegen. nach 7 gemeinsamen tage trennten sich unsere wege und werden hoffentlich in kathmandu wieder zusammenfinden.

in 5 stunden war ich in dem laut guide 7 stunden entfernten tharepati, was mir jede menge anerkennung unter den guides und anderen trekkern einbrachte. grund fuer den schnellen abstieg war aber auch das schlechte wetter, was kaum fotografierenswertes bot.
dasselbe bild bot sich auch am naechsten tag, viele wolken und nebelig. so blieb ich meinem arbeitstempo treu und ging bis nach chipling, welches 1340 meter unter tharepati lag, durch.

einerseits war meine lunge ueber die bedingungen in genringerer hoehe hoechst dankbar, andererseits meldeten sich nun meine sprunggelenke und knie. die anstrengenden tage schaffen es aber, dass ich sogar auf der holzpritsche in den nicht wirklich noblen hotel in chipling sehr gut schlafe.
und jetzt bin ich auch schon bei gestern angekommen. letzter tag des treks wird mit einem wirklich traumhaften sonnenaufgang und fruehstueck im freien begonnen. wie ich mir schon am 2ten tag gedacht habe, waere in dieser hoehe wohl ein polarisations-filter fuer die kamera kein fehler gewesen. aber vielleicht kann man noch etwas am computer an kontrast herauskitzeln!

die zeitangaben sind mehr als unterschiedlich und liegen zwischen 2,5 stunden und 5 stunden. irgendwo dazwischen liegt wohl die wahrheit und nach unzaehligen stufen hinauf und hinunter (es gibt noch immer keine geraden wege), die wohl zig donautuerme fuellen wuerden komme ich in sundarijal an. zurueck mit den bus nach kathmandu. dort muss ich dann schockiert feststellen, dass sich irgendwo am letzten tag das geschwister-armband geloest hat. naja, wenigstens liegt es jetzt an einem exotischen ort.
und jetzt bin ich da, in kathmandu. es ist zwar recht nett hier, aber im vergleich zu den bergen ein sehr schwacher trost. plaene fuer die restlichen zwei wochen in nepal: bouddah, eine ortschaft ausserhalb von kathmandu besuchen, rafting oder kajaken mit den englaendern vom trek, vielleicht es mal mit meditation versuchen.
heute beim foto-dvd durchschauen ist mir aufgefallen, dass zirka 150 fotos von den netten leuten im internet cafe nicht gespeichert wurden und jetzt nicht mehr existieren. aufregen hat da auch keinen sinn, leider waren da viele vom schoenen zweiten tag in kathmandu dabei. was solls, es werden noch viele werden!

wir hoern uns bald wieder und liebe gruesse nach hause.

6 Kommentare:

  1. Lieber Dominik, schade, dass du mich telefonisch nicht erwischt hast, ich hätt mich total darüber gefreut. Aber hast du auch einen Stein vom höchsten Berg für Matthias mitgenommen? Unbedingt notwendig!!
    Bis auf ein baldiges Wiederhören und Lesen Bussi Mama

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  2. stein gibts leider keinen, der post war erst nach der abreise. ich hab sogar mein schuhprofil - leider ohne erfolg - untersucht. aber was sind 4610 m in nepal, des is a bessere bodenwelle.

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  3. du wüder hund du!!!

    und danke fürs geburtstagsbild!!!

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  4. hi dominik,
    es ist ein vergnügen deinen post zu lesen und besser als jedes "land der berge" oder "universum"! wir freun uns schon auf die nächsten berichte! Gerald war noch 2x am thalhofergrat, aber jetzt ist hier endgültig winter.in der halle gibts viele neue boulder, die auf dich warten, liebe grüße aus wien - gerald, astrid und die mädels

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  5. domi! WTF! es ist ein wahnsinn, deinen blog zu lesen, ich bin wirklich baff, hut ab, mein lieber! wir sind jetzt vier wochen unterwegs und grade in guatemala und wenn ich mir deine bilder so anschau, kann ich nepal nicht erwarten! ich finds sehr fein, dass du beim gehen zeit hast, soviel aufzusaugen - bei uns geht es - manchmal steht da ein großes leider - etwas schneller voran, am 11.11. geht der flug von mexiko nach lima und ich muss sagen, nicaragua und guatemala und el salvador hätte ich viel länger erleben können - da muss unbedingt ein zweiter besuch her! pass auf dich auf, ich folge dir! ;-)

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  6. hey domi!!! schau ma grad mit petra seeeeeeeeehr interessiert deine seite an, deine mama hat sie mir veraten;) hab dir nämlich eine einladung geschickt zu meiner promotionsfeier, und sie hat mir in deinem namen gratuliert;)
    ich wünsch dir noch eine ganz schöööne zeit, genieß es! freu mich wenn ma uns wieda mal sehn, dann irgendwann!!!
    LG aus wien Karin und Petra

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